Peter Wohlleben
„Der Wald – Eine Entdeckungsreise“
Heyne-Verlag, München 2016, 256 Seiten, € 9.99
Das Buch ist die Taschenbuch-Ausgabe des Buches vom Jahr 2013 „Der Wald – Ein Nachruf“.Offenbar ist der Autor in den vergangenen drei Jahren optimistischer geworden.
Peter Wohlleben, lt. Spiegel „der bekannteste Förster Deutschlands“ hat in den letzten 9 Jahres viele Bücher geschrieben, die teilweise lange auf Bestseller-Listen standen und stehen. Auch im
Fernsehen und Rundfunk ist er häufig zu sehen und zu hören. Sogar die „New York Times“ hat einen langen Artikel über ihn gebracht. Er kann offensichtlich mit den Medien gut umgehen.
Das Buch ist sehr gut zu lesen, hat aber bei mir ziemliche Irritationen ausgelöst, da er stark pauschalisiert. Einerseits werden Jäger sich freuen, da er die moderne Forstwirtschaft angreift,
andererseits werden Förster sich freuen, wenn die Jäger kritisiert werden, weil es zu viel Wild gibt, die den Jungwuchs fressen. Dass es auch viele Beispiele gibt, wo beiden zusammen geht, wird
nur leise angedeutet.
Vielen Aussagen im Buch kann ich zustimmen, aber ebenso gibt es viele fragwürdige Textstellen. Er stellt seine Arbeit im Forstrevier Hümmel als Vorbild eines Naturwaldes dar, bleibt aber
eine konkrete Antwort auf die finanziellen Erträge schuldig. Der natürliche Wald ist sein Credo, aber dass Holz eine der wenigen, uns zur Verfügung stehenden nachwachsenden Rohstoffe ist, wird
nicht deutlich.
Einen wichtigen Punkt betont er immer wieder, einen intakten Waldboden, der für das gute Wachstum der Bäume jetzt und vor allem in Zukunft enorm wichtig ist.
Peter Wohlleben provoziert mit überspitzten Argumenten, macht dadurch aber auch die Probleme besser sichtbar und zwingt den Leser, sich eigene Gedanken zu machen und ggfs. auch andere
Informationen zu suchen. Allein diese Tatsache macht das Buch lesenswert, auch wenn man bei manchen Passagen nicht mit ihm übereinstimmt.
Das Buch kann als Beispiel dienen, wie man viele, gerade auch fachfremde Leserinnen und Leser erreicht und beeinflusst. Förster und Jäger, die in die Öffentlichkeit gehen wollen, können einiges
aus dem Buch lernen.
Jürgen Rosemund